Alternativen zur Gasheizung
Die Gasheizung galt dank des Billig-Gases aus Russland jahrelang als ökonomisch sinnvollste Art zu heizen. Wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine und den daraus resultierenden Sanktionen gegen den Kreml, steht Millionen Haushalten nun ein Teuer-Winter bevor. Alternativen müssen her. Welche es gibt, erfahren Sie hier.
Aktuell fließen gerade einmal zehn Prozent der möglichen Menge Flüssiggas durch Nordstream 1 (Stand 14. August 2022). Experten fürchten deshalb einen bis zu fünffachen Anstieg des Gaspreises im Winter. 25.000 statt 5.000 Euro Heizkosten reißen selbst ein Loch in den Geldbeutel besser betuchter Menschen. Grund genug für Bauherren und Eigenheimbesitzer zu schauen, auf welche Heizart sie alternativ setzen wollen. Eines vorab: Die Ölheizung ist es nicht. Sie wird im Zuge der Energiewende nicht mehr verbaut.
Alternative zur Gasheizung: Die Wärmepumpe
Die wohl geläufigste Alternative zur Gasheizung ist die elektrische Wärmepumpe. Sie gewinnt Wärme aus der Umwelt, verdichtet sie und wärmt so Wasser auf, das zum Heizen genutzt wird. Bereits heute setzen die meisten Bauherren auf sie. Im Vergleich zur Gasheizung befinden sich die Anschaffungs- und Installationskosten auf einem ähnlichen Niveau, können aber stark variieren.
Die Kosten hängen davon ab, auf welche Art der Wärmepumpe Sie setzen. Es gibt Luft- und Erdwärmepumpen. Bei den Luftwärmepumpen müssen Sie mit Kosten zwischen 12.000 und 15.000 Euro rechnen. Erdwärmepumpen sind etwas teurer in der Anschaffung, weil ein Loch in den Boden gebohrt werden muss. Hier liegen die Kosten zwischen 18.000 und 25.000 Euro.
Pluspunkt für die elektrische Wärmepumpe ist, dass sie staatlich gefördert wird. Bis zu 40 Prozent (24.000 Euro maximaler Fördersatz) staatlichen Zuschuss erhalten Hausbesitzer oder Bauherren, wenn die Wärmepumpe zur Warmwasserbereitung und/oder Raumheizung dient. Gleiches gilt, wenn die Wärmepumpe in Altbauten nachgerüstet wird. Allerdings müssen Sie die Entsorgungskosten der alten Heizung einzukalkulieren.
Für Nachrüster hält die Wärmepumpe leider zwei Nachteile parat: Am effektivsten arbeitet sie in der Regel mit einer Fußbodenheizung zusammen. Was im Neubau kein Problem darstellt, ist im Altbau hingegen ein echtes Hindernis, weil eine Fußbodenheizung meist nur mit erheblichen Kosten verbaut werden kann. Zweitens profitiert die elektrische Wärmepumpe enorm von einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Auch die kann bei Neubauten besser eingeplant werden, weil sich deren Effizienz danach richtet, ob sich das Dach zur Südseite ausgerichtet befindet. Hier entscheidet das Glück, ob sich ein Altbau für eine Photovoltaik-Anlage eignet oder nicht.
Der Fernwärmeanschluss
Eine interessante Alternative zur Gasheizung ist ein Anschluss ans Fernwärmenetz. Sie benötigen also keine Zentralheizung mehr, sondern bekommen Warmwasser ähnlich wie Strom als bereits produziertes Produkt geliefert. Dafür braucht es im Haus eine Übergabestation für Fernwärme. Gewinnen die Fernwärmebetreiber die Wärme aus erneuerbaren Energien, gehört diese Alternative zur Gasheizung zu den umweltfreundlichsten. In Deutschland entsteht aber noch immer rund 40 Prozent der Fernwärme aus Gas. Und das kann im Winter 2022/23 teuer werden. Außerdem hinkt Deutschland mit seinem Fernwärmenetz weit hinter Ländern wie Dänemark hinterher.
Ob diese Alternative für Sie überhaupt infrage kommt, müssen Sie vorher prüfen. In vielen Bundesländern steht diese Option nur in Großstädten und Ballungsgebieten zur Verfügung. Deutlicher Pluspunkt für den Anschluss ans Fernwärmenetz sind die Wartungskosten, weil Abgasanlage und Schornstein überflüssig werden. Ein dicker Minuspunkt ist allerdings die Abhängigkeit vom örtlichen Fernwärmebetreiber. Leider haben Verbraucher keine Wahlmöglichkeiten, bei wem sie ihre Fernwärme beziehen. Und weil das so ist, haben die örtlichen Fernwärmebetreiber eine Monopolstellung, die sie in Einzelfällen zu Preistreibereien nutzen, wie der Bayrische Rundfunk berichtet. Außerdem unterscheiden sich die Kosten für Fernwärme von Region zu Region stark.
Für die Anschaffung der Übergabestation müssen Sie um die 5.000 Euro einplanen. Dazu kommt ein monatlicher Grundbetrag, der zwischen 60 und 100 Euro liegt. Die Kosten Pro Kilowatt Verbrauch liegen bei 20 bis 30 Euro. Ein normales Einfamilienhaus sollte mit einem Verbrauch von bis zu 15 bis 20 Kilowatt pro Heizperiode rechnen. Nur für das Heizen fallen so 450 Euro pro Jahr an. Immerhin fördert der Bund den Anschluss ans Fernwärmenetz ebenfalls – allerdings nicht so stark wie die Wärmepumpe.
Ist eine Elektroheizung sinnvoll?
Sowohl Wärmepumpe als auch der Anschluss ans Fernwärmenetz sind mit erheblichen Kosten verbunden. Wenn Sie neu bauen, kann unter bestimmten Umständen auch eine elektrische Fußbodenheizung Sinn ergeben. Auch wenn die Elektroheizung als verpönt gilt, hat sie entscheidende Vorteile gegenüber der Warmwasserheizung. Denn über das Trägerelement Wasser verliert die klassische Heizung mehr Energie pro Kilowattstunde, weil das Wasser in den Rohren abkühlt. Die Elektroheizung wandelt die Kilowattstunde hingegen direkt an Ort und Stelle in Wärme um.
In Verbindung mit einer Photovoltaik-Analage auf dem Dach ist die Elektroheizung auch klimafreundlich. Das Problem: In der Heizperiode erzeugen die Solarpaneele in der Regel deutlich weniger Strom und mit viel Pech nur dann, wenn gerade nicht geheizt wird. Es braucht also ein sehr gut gedämmtes Haus, um die Wärme zu halten und gegebenenfalls große Energiespeicher, um den Strom dann zu nutzen, wenn er wirklich gebraucht wird. Pluspunkt der Elektroheizungen sind wie bei der Fernwärme die geringen Wartungskosten. Einen Schornsteinfeger, der den Gasabzug und Schornstein überprüft, brauchen Sie nicht mehr bezahlen.
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